Geografisch betrachtet, mag Kalabrien das „Ende“ Italiens sein, aber der Ursprung des Begriffs „Italien“ liegt in Kalabrien. Die antiken Griechen nannten das heutige Kalabrien in Erinnerung an den mythischen Italos, einen Enkel des Odysseus und König am Golf von Squillace, „Italia“, und erst während der byzantinischen Herrschaft wurde die Bezeichnung „Calabria“ auf die Stiefelspitze übertragen.
Zwei gegensätzliche Küsten prägen diese weit nach Süden vorgestreckte Stiefelspitze. Die offenen, weit gespannten, flachen und einladenden Strände am ionischen Meer weisen nach Griechenland. Im Westen treten die Gebirge bis nahe ans Tyrrhenische Meer heran und stemmen sich mit Steilküsten, zauberhaften Buchen und vorgelagerten Inseln Wind und Wellen entgegen. Kalabrien ist aber vornehmlich ein Hügel- und Gebirgsland; weniger als Prozent sind Ebenen, der Rest ist mehr oder weniger Gebirge mit Gipfeln von mehr als 2200 m – doch kein Ort liegt mehr als 50 km von einem der beiden Meere entfernt.
Dass Morano Calabro zu den schönsten Orten Kalabriens zählt, wird niemand streitig machen. Die intakte Anlage des mittelalterlichen Ortes, dessen Häuser sich den Hang hochziehen, lädt zu ausgedehnten Streifzügen ein. Der Ort soll bereits 317 v. Chr. von den Römern eingenommen und wegen seiner strategisch wichtigen Position eine Station der Via Popilia geworden sein.
Das Pollino-Gebirge erstreckt sich von der Basilikata bis nach Kalabrien, so dass der Besucher, ohne es zu merken, von einer Region in die andere wandert. Der Parco Nazionale del Pollino hat insgesamt eine Ausdehnung von 192.565 ha. Der kalabresische Teil wird im Norden begrenzt von dem höchsten Gipfel des Pollino, dem Serra Dolcedorme mit 2.267 m Höhe. Im Osten des Nationalparks liegt Cerchiare di Calabrie mit seinen Thermalquellen in der Grotte delle Ninfe, die wir natürlich besuchten.
Eine großartige, von tiefen Schluchten durchzogene Landschaft, Grotten, denen Thermalwasser entströmt, ein Heiligtum und Wanderwege in luftiger Höhe. Gründe genug, dem kleinen Ort an den östlichen Ausläufern des Pollino einen Besuch abzustatten. Die warmen Quellen der Grotta delle Ninfe wurden bereits von den vergnügungssüchtigen Griechen aufgesucht.
Die Tage im Norden Kalabriens waren nun gezählt und so führte uns unsere Reise in Richtung Süden. Von Cosenza aus lockte uns eine romantische Eisenbahnstrecke in die Höhen der Sila Grande. Wir unsere Reise mit der Dampflokomotive in Camigliatello (1.278 m ü.d.M.) über Fermata Righio nach San Giovanni und dann wieder zurück. Diese Reise wurde zu einem unvergesslichen Abenteuer.